Welttour - Europa, Asien, Nord- und Südamerika - Einträge für: Kolumbien

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31° | sonnig | km 487

Südamerika!

am 2017-10-18 in Kolumbien
Wir bekamen einen Eindruck was es heißt übers offene Meer zu fahren. Rundherum nichts außer Wasser, auf dem Schiff selbst gab es nicht viel zu tun und so hieß es einfach mal die Seele baumeln lassen und in tiefe Gedanken versinken, während man in die Ferne starrte. Der Seegang war laut Ludwig sehr ruhig, trotzdem schaukelte es manchmal ordentlich, doch zum Glück machte es uns nichts mehr aus. Am Tag zuvor machte Denis noch Witze über drei Mädls, die Akupunkturbänder gegen Seekrankheit gekauft hatten. Eine davon übelte am Abend zusammen mit ihm, die andere lachte hämisch zurück, als er ihr von seinem Befinden erzählte. Doch es dauerte nicht lange und Miss Akupunkturband lehnte ebenfalls über der Reling. Das beste an der Sache war, dass wir es alle mit Humor nahmen und uns einen Spaß daraus machten.

Viele Stunden später erreichten wir gegen 1 Uhr Nachts den Hafen von Cartagena. Am nächsten Morgen ging dann alles ganz schnell. Nach einem schnellen Frühstück gingen die Backpacker als erstes von Board, im Anschluss an einer anderen Stelle der Rest. Das Abladen von den Mopeds ging recht zügig und nach einer herzlichen Verabschiedung von Kapitän Ludwig und Anna saßen wir schon auf den Mopeds und bewegten uns zum Zoll. Das Beste war, dass alles bereits in die Wege geleitet wurde und wir nicht all zuviel Zeit am Zoll verbringen sollten, theoretisch. Leider hatten die Kolumbianer wohl Unterlagen für die Finnen vergessen, wodurch sich alles nochmal etwas verzögerte, doch irgendwann wurden wir dann in die Freiheit entlassen und konnten uns um eine Unterkunft kümmern. Das Stadtzentrum ist ziemlich touristisch ausgelegt, trotzdem ganz nett und ein interessanter erster Eindruck von Kolumbien. Nachdem wir ein Hostel gefunden hatten und uns den Rest des Tages von der Überfahrt entspannten, trafen wir uns am Abend mit allen Reisenden auf ein Abschiedsbier. Auch Qua Qua war dabei und befand sich bereits nach kürzester Zeit in Party Laune. So zogen wir weiter in eine kleine Discobar. Es war nicht viel los, durch die große Truppe kam aber schnell Stimmung auf und wir verbrachten noch einen lustigen gemeinsamen Abend.

Zwei Tage später packten wir unsere Sachen und verließen Cartagena um uns auf den Weg nach Bogota zu machen. Uns ist direkt aufgefallen, dass die Fahrweise in Kolumbien wieder etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert als noch in Zentralamerika. Der Weg nach Südosten verlief flüssig und wir machten gut Strecke. Die Straßen waren meist gerade und gut ausgebaut. Nach einer überraschenden Fährfahrt wurden wir bereits bei Dunkelheit von einem kleinen Ort mit deutlichen spanischen Wurzeln überrascht. Es war ein nettes kleines Dorf, was sich deutlich vom Rest der sonst auf unserem Weg gelegenen Dörfer unterschied. Wir fanden ein Hotel, wo wir Anfangs dachten es wäre weit von unserem Budget entfernt, was sich teilweise auch als wahr herausstellte. Doch dank Fabis hartnäckiger Verhandlung konnten wir es uns dann doch leisten und genossen den etwas besseren Standard. Der Besitzer war zufällig auch gerade da und erzählte uns ein bisschen was über sich und die Stadt. Obwohl er kein Englisch sprechen konnte und unsere Spanischkenntnisse immer noch rudimentär waren, schafften wir es uns gut zu unterhalten. Er hatte ein unglaubliches Talent einfache Wörter zu benutzen, so dass wir es zu dritt schafften, der Handlung zu folgen ;)

Am nächsten Tag sollte etwas bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht Erlebtes passieren. Nach eineinhalb Jahren, über 90.000 Kilometern passierte es, Denis fuhr seinen ersten Platten! Ein circa zehn Zentimeter langer Nagel bohrte sich in den Hinterreifen. Das Rad wurde ausgebaut und der Schlauch schnell geflickt, mehr oder weniger schnell, aber am Ende doch zu schnell. Schon an der nächsten Tankstelle, nach nur wenigen Kilometern musste Denis feststellen, dass die Luft schon wieder raus war. Doch er hatte Glück und direkt neben der Tankstelle war eine kleine Werkstatt, die Reifen wechselte. Also Hinterrad nochmal schnell ausgebaut und zum Spezialisten gebracht. Die ganze Aktion dauerte vielleicht 20 bis 30 Minuten und alles war wieder gut. Das unglaubliche daran, die Kosten betrugen umgerechnet einen Euro! Denis konnte es kaum fassen und selbst nach mehrmaligen Nachfragen blieb der Preis gleich.

Am Abend erreichten wir dann die Ausläufer der Anden. Wir konnten es kaum erwarten endlich die Berge zu erklimmen und die kurvigen Straßen zu genießen.
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21° | sonnig | km 601

Reifen einfahren

am 2017-10-25 in Kolumbien
Wir erreichten die Anden und endlich konnten wir die Flanken unserer Reifen mal wieder benutzen. Das beste an den verhältnismäßig häufig auftauchenden Zollhäusern war, dass Zweiräder davon ausgenommen waren und man auf einer kleinen Spur an der rechten Seite die Schranke umfahren konnte. Auch wenn diese eher für die kleinen Mopeds gebaut waren und wir manchmal etwas zwischen Pfosten durchzirkeln mussten, war die Extrawurst für Motorradfahrer jedes mal wieder ein Genuss.

Mit motorradreifendirekt.de und Heidenau klärten wir im Voraus die Lieferung unserer Reifen nach Bogota, wo sie bereits beim Distributor von Kolumbien warteten. Was für ein Luxus. Die Kommunikation mit Gonzalo, dem Distributor verlief reibungslos und er hatte nicht nur unsere Reifen, sondern lud uns auch noch auf eine kleine Offroad Ausfahrt am Tag nach dem Reifenwechsel ein.
Als wir Bogota erreichten kamen wir leider etwas in den Berufsverkehr, doch irgendwie ging es immer links und rechts an den Autos vorbei. Unser Hotel bezogen wir nur wenige Hundert Meter vom Heidenau Lager entfernt, um die Fahrten durch den etwas nervigen Stadtverkehr möglichst gering zu halten. Wir trafen am nächsten Tag auf Gonzalo, der einen sehr entspannten Eindruck machte und nach einem kurzen Kennenlernen uns ein paar gute Tipps für Strecken in Südamerika gab. Selbst war er schon in einigen Ländern des Kontinents auf dem Motorrad unterwegs und wusste daher, wonach wir suchten. Bevor es dann endlich soweit war und wir die neuen Reifen aufziehen konnten, wurden unsere Mopeds erst mal vom Dreck, Schlamm und Salz der letzten Wochen befreit. Nachdem hier gewaschen wurde und wir nicht selbst putzen mussten, glänzten die Maschinen wie seit dem Transport von Südostasien in die Staaten nicht mehr. Da machte der Tausch der Pneus gleich nochmal mehr Spaß. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an motorradreifendirekt.de, Heidenau und Biker Stock Colombia, die uns hierbei perfekt unterstützten.

Der nächste Tag begann dafür mit unserem größten Grauen, früh aufstehen... Um 7 Uhr holte uns Gonzalo mit drei weiteren Freunden vom Hotel ab, von wo aus es in die Berge für eine kleine Ausfahrt ging. Unterwegs holten wir weitere Leute ab, in einer Perfektion wie es von uns keiner erwartet hat. Sozusagen im vorbei fliegen, ohne stehen zu bleiben, schlossen sich immer mehr an, bis wir am Ende an einer Tankstelle die letzten einsammelten und zu einer Gruppe von ungefähr 14 Leuten gewachsen waren. Absolute Ausnahme war, dass es lediglich zwei 1200er GSn waren, dafür aber sechs brand neue Africa Twins. Soweit wir informiert waren, war für diesen Tag leichtes Offroad angesagt, insgesamt also eine entspannte Runde. Kurz nachdem wir vom Asphalt auf die erste Schotterstraße abbogen, ging es schon mal ziemlich steil und unwegsam nach oben. Ein erster Vorgeschmack auf diesen Tag. Von leichtem Offroad war schon bald nichts mehr zu merken und es wurde teilweise sehr technisch und anspruchsvoll. Unsere 14er Gruppe teilte sich schnell, zwei verloren wir unterwegs, andere gaben auf und drehten um, sodass am Ende noch 8 Leute übrig blieben. Einige davon mussten ihr Moped aber auch mehrmals aufheben, kämpften sich aber tapfer weiter. Wir hatten unglaublich viel Spaß mit den neuen Reifen die Mopeds ohne Gepäck mal wieder durchs Gelände zu scheuchen. Es war ein toller Tag und selbst nach der langen Zeit und den vielen Kilometern haben wir immer noch wahnsinnigen Spaß am Motorrad fahren. Das beste Zeichen dafür ist, wenn man am "freien Tag" noch mehr Motorrad fährt ;)

Wir möchten uns auch nochmal ganz herzlich bei Gonzalo bedanken, der uns eine tolle Zeit in Bogota ermöglichte und uns für unsere Weiterreise bestens unterstützte.
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23° | sonnig / wolkig / neblig | km 1390

Vom Vulkan zur Todesstraße

am 2017-10-29 in Kolumbien
Von Bogota aus steuerten wir den Vulkan Nevado del Ruiz knapp 300 Kilometer westlich der Stadt an. Da uns Gonzalo gesagt hatte, dass der Großteil der Strecke über den Vulkan Schotter ist und wir erst einige Kilometer dahinter in einer Stadt wieder ein Hotel finden würden, entschlossen wir den Fahrtag etwas früher zu beenden und in der Stadt davor zu schlafen. Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Weg nach oben, doch schnell wurde uns klar, dass sich die Aussicht eher in Grenzen halten wird, denn alles lag in dickem Nebel gehüllt. Die Entscheidung den Weg nicht noch am Vortag in Angriff zu nehmen war die Richtige, trotzdem standen wir am Ende sprichwörtlich vor verschlossenen Toren. Die letzten Kilometer nach oben durfte man nur in einem Bus oder Auto nehmen, denn es waren Aktivitäten im Vulkan für den Nachmittag vorhergesagt. Aufgrund des dichten Nebels entschieden wir uns gegen die Tour, denn weiter als 100 Meter reichte die Sicht sowieso nicht.

So fuhren wir weiter Richtung Süden, über die hohen Anden, die uns bis auf 4.000 Meter brachten. Die Landschaft war traumhaft schön, endlich wieder Berge, Bäume und Felder, kein Dschungel und keine extreme Luftfeuchtigkeit mehr. Die Wolken hingen tief in den Bergen und so war es immer wieder ein Wechsel zwischen Nebel und Sonnenschein, kurzer Regenschauer gefolgt auf strahlend blauen Himmel. Wir ließen uns einfach dahintreiben, immer Richtung Süden und entlang der Berge. Es war erstaunlich wie viel Militär am Straßenrand stand, schwer bewaffnet und einsatzbereit. Man bekam einen leichten Eindruck, was es bedeuten muss, gegen die Guerilla zu kämpfen. Auch wenn der Friedensvertrag mit der Farc seit einem Jahr bestand, so gibt es neben den Drogenkartellen noch viele andere Gruppierungen. Die Militärs streckten immer wieder den Daumen hoch, was wir jetzt schon öfter erlebt hatten und dachten es galt uns. Doch irgendwann fanden wir heraus, dass die Einheimischen ebenfalls den Daumen nach oben gestreckt bekamen. Wir kamen zu dem Schluss, dass das wohl bedeutete, dass der nächste Straßenabschnitt sicher sei. Also wird schon passen und weiter.

Kurz vor der Grenze wechselten wir nochmal auf die Panamericana, denn der Weg dorthin führte über den "Trampolín de la Muerte". Angeblich mit eine der gefährlichsten Straßen Südamerikas! Das kommt aber maßgeblich aus früheren Zeiten, wo es noch keine Umgehungsstraße gab und einige LKWs den Hang hinab stürzten. Sofern man nicht versucht den Pass in Rekordzeit hinter sich zu bringen ist er einfach schön zu fahren und liegt in einer tollen Landschaft. Gestorben ist von uns daher keiner und wir fanden uns sicher auf der Panamericana wieder.
Die Panamericana ist "die" Straße von Alaska bis nach Ushuaia und ziemlich bekannt, vergleichbar mit der Route 66. Aber um ehrlich zu sein, verhält es sich bei beiden Straßen gleich: Es eilt ihnen ein großer Name voraus, ein Synonym für Freiheit und Abenteuer, aber am Ende ist es halt doch nur eine recht unspektakuläre Straße. Deutlich interessanter war dagegen die Santuario de Las Lajas, eine Kirche kurz vor der kolumbianisch-ecuadorianischen Grenze. Gebaut im Tal auf einer Brücke kann man sie bereits sehen, wenn man vom Gipfel des Berges ins Tal schaut. Ein kurzer Besuch und ein Selfie mim Pappaufsteller Papst später ging es an den Grenzübergang. Die kolumbianische Seite war schnell und einfach abgehandelt und gut gelaunt ging es rüber nach Ecuador und somit grenztechnisch in die Hölle!
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