Welttour - Europa, Asien, Nord- und Südamerika - Einträge für: Chile

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20° | sonnig | km 1723

Vulkanisierer gesucht

am 2017-12-12 in Chile
[Basti] Auf der chilenische Seite musste ich den Grenzposten regelrecht suchen. Man fährt 50 km, allerdings auf einer tollen Teerstraße, bis in den Ort San Pedro de Atacama bis mal ein Zollhäuschen auftaucht! Die Einreise war dann aber auch super unkompliziert und ich war offiziell in Chile!
Die Preise in den Hostels waren allerdings erstmal ein Schock. Da San Pedro ziemlich touristisch ist entschied ich mich kurzerhand noch 100 km weiter nach Calama zu fahren und auf günstigere Preise dort zu hoffen. Ich fand ein gutes Hotel für einen akzeptablen Preis und genoß den deutlich höheren Komfort von Chile.
Die Tankstellen hatten plötzlich Luftdruckautomaten, die Straßen waren perfekt geteert und die Supermärkte und Restaurants verdienten ihren Namen.
Nach den zwei anstrengenden Offroad Tagen freute ich mich mal wieder auf ein paar Tage kräftig Vorwärtskommen. Nachdem im Norden von Chile ausser Wüste auch nicht viel ist, gab es für mich nur den obligatorischen Stop an der Mano del Desierto und ein wachsames Auge auf die Tankanzeige, da Tankstellen gefährlich weit auseinander lagen.
Nach 460 km suchte ich mir ne Herberge im verschlafenen Küstenort Taltal. Am nächsten Morgen musste ich entsetzt feststellen dass es mich nun doch noch erwischt hat: mein erster Platten. Wohlgemerkt nach mehr als 100 000 km!
Die ersten beiden Läden die ich anfuhr erklärten mir dass sie keine Motorräder machen könnten. Ziemlich verwirrt suchte ich weiter. Auch der dritte wollte nicht so recht, bis ich ihm mit Hilfe von Google Translate klar machte dass ich den Reifen selbst ausbauen würde und er nur den Schlauch flicken solle. Damit war er dann zum Glück einverstanden.
Später stellte sich heraus dass es tatsächlich sein erster Motorradreifen sei den er als Vulkanisierer flickt. Zusammen ging das aber problemlos.
Eine Bezahlung oder Trinkgeld lehnte er strikt mit dem Kommentar "buen viaje" ab. Vielen Dank ausserordentlich freundlich!
Mit etwas Verspätung ging es dann weiter wie auf einer Autobahn... Ich verbrachte eine Nacht in Copiapó in einem eigentlich zu gutem Hotel zum Sonderpreis. Dort gabs auch einen Lider, die chilenische Variante des Wal Marts und mein Abendessen bestand aus köstlicher Salami mit Brot.
Ein kulinarisches Highlight erwartete mich dann am nächsten Abend in Los Vilos. Dank den guten Bewertungen auf google maps genoß ich ein vorzügliches Steak mit Kartoffelpüree im Calafate Restaurant. Dass mir das Essen mal wieder so richtig schmeckte war wirklich schon sehr lange her!
Am nächsten Tag schaffte ich es dann schon in die Hauptstadt.
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15° | sonnig | km 2978

Vergoldete Reifen

am 2017-12-18 in Chile
[Fabi & Denis] Während wir auf der bolivianischen Seite noch weitestgehend über Schotterstraßen fuhren, fing exakt ab Hälfte im Niemandsland zwischen Bolivien und Chile die Teerstraße an. Die Grenze war ein kleiner Posten auf 3.700 Höhenmeter und wie ausgestorben, was uns sehr recht war. Wir schafften es in kürzester Zeit Aus- und Einzureisen, woraufhin wir uns entschieden am selbigen Tag noch nach Antofagasta zu fahren. Wir haben im Vorfeld nach einem netten, aber bezahlbaren Hotel gesucht und wurden bei unserer Ankunft auch nicht enttäuscht. Die Mopeds durften wir im Laden darunter parken und es gefiel uns so gut, dass wir uns erst einmal fünf Tage dort einquartierten. Außer zum Essen bewegten wir uns nicht viel aus der Unterkunft, doch nach ein paar Tagen war es dann wieder an der Zeit weiterzureisen. Gerade als wir losfuhren merkte Fabi, dass die Kupplung von seinem Moped Probleme machte. Also drehten wir die Runde um den Block zu Ende, parkten die Motorräder und blieben noch eine Nacht. Es war zum Glück nur eine Kleinigkeit und so konnte Fabi die Zeit auch noch nutzten, das in seiner Tasche ausgelaufene Getriebeöl für einen Kardanwechsel so gut es ging zu entfernen.

Am nächsten Tag war es dann aber wirklich soweit, wir fuhren weiter Richtung Süden. Nachdem sie direkt auf unserem Weg lag, besichtigten wir noch die bekannte Hand in der Wüste, Mano del Desierto. Die Hand ist 11 Meter hoch und dient als Mahnmal gegen Umweltverschmutzung, damit die Erde nicht überall zu einer Wüste wird. Das haben wir allerdings auch erst herausgefunden, nachdem wir dort waren. Der Ort selbst ist recht unspektakulär, nach einigen Hundert Kilometer geradeaus durch die asphalierte Steinwüste führt kurzer Schotterweg zur Hand. Ein paar Fotos später ging es zurück auf die "Autobahn", Nagel ins Gas und südwärts.

Wir versuchten so gut es ging die großen Städte wie Santiago und Valparaiso zu umfahren. Togo, den wir einige Wochen zuvor mit einigen anderen in Nicaragua getroffen hatten, war mit einem Kumpel auf dem Weg nach Norden und so versuchten wir uns auf dem Weg zu treffen. Nachdem wir uns fast verpasst hatten, kreuzten sich unsere Wege doch noch in Los Ángeles (das LA in Chile) und wir verbrachten einen lustigen Abend miteinander. Die beiden fuhren bis nach Ushuaia runter und machten sich jetzt wieder auf den Weg nach Valparaiso um die Motorräder von dort nach Deutschland zu schiffen. Es hat uns wahnsinnig gefreut, dass das Treffen noch geklappt hat, wenn es auch nur kurz war, aber daheim trennen uns gerade mal gute 400 Kilometer. Ein Wiedersehen sollte also möglich sein ;)

Es hieß Abschied nehmen und weiter nach Osorno, wo wir unsere Reifen wechseln lassen wollten. Dort angekommen traf uns leider der Schlag. Es zeigte sich mal wieder wie gut wir es mit den Ersatzteilen und Zubehör zu Hause haben. Der Reifenwechsel inklusive Montage lag bei etwas über 400,- €, die Luxussteuer in Südamerika ist immens... Doch es half alles nichts, wir schluckten die bittere Pille, neue Reifen mussten drauf und weil es so schön war durfte Denis auch noch Öl für 80,- € oben drauf legen. Weder in den Reifen noch im Öl fanden wir eingearbeitete Goldplättchen, doch unsere Gashand wurde so zahm wie noch nie zuvor!
Wir versuchten den hinter uns gebrachten Reifenwechsel schnell zu verdrängen und trugen unsere Motorräder weitere 100 Kilometer nach Puerto Montt, wo wir ein ziemlich günstiges Apartment gefunden hatten, wo wir die nächsten Tage über Weihnachten verbrachten. Es hatte ein Schlafzimmer mit Fernseher und einen geräumigen Wohn- und Essbereich mit Küche. Wir genossen unsere Zeit dort sehr und machten nicht viel mehr als ein paar Serien und Filme anzuschauen und uns auf Weihnachten vorzubereiten. Es gab ein üppiges Fondue, wir telefonierten mit der Familie und Freunden und fielen vollgefressen ins Bett.
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18° | sonnig / regnerisch | km 798

Tausend Fähren

am 2018-01-02 in Chile
[Fabi & Denis] Unser Weg in den Süden von Chile war geprägt von Fährfahrten. Normalerweise hätten wir zwei kurze und eine lange Fähre nehmen müssen, um im Anschluss die berühmte Carretera Austral nach Argentinien zu fahren. Doch leider war diese vor einigen Wochen von einem enormen Erdrutsch verschüttet worden und somit unpassierbar. Wir bekamen unterschiedliche Informationen ob die Strecke passierbar wäre oder nicht, auf der Polizeistation wurde uns sogar gesagt, dass es keine Möglichkeit gibt den Erdrutsch zu umgehen und wir müssten umdrehen. Zum Glück fanden wir aber beim Fährunternehmen einen Mitarbeiter der gutes Englisch sprach und uns erzählte, dass eine Art Ersatzfähre die gesperrte Straße umfahren würde und wir danach normal weiterfahren könnten. Also machten wir uns auf den Weg.

Die erste Fähre hatten wir hinter uns gebracht und warteten nun in einem kleinen Ort auf die Zweite. Da diese nur einmal am Tag fuhr bezogen wir ein Hotel im Ort. Dort trafen wir auch wieder auf die beiden Schwaben, die wir zuvor am Hafen kennen gelernt hatten und beschlossen uns bei einem gemeinsamen Abendessen und ein paar Bier die Zeit zu vertreiben. Wir tauschten unsere Reisegeschichten aus und so wurde es ein lustiger Abend.
Freundlicherweise boten sie uns am nächsten Tag an, unsere Motorradklamotten in ihr Auto zu laden, da es regnete und wir uns für 2 Kilometer nicht komplett anziehen wollten, nahmen wir das Angebot gerne an. Leider stellte Fabi fest, dass er seinen Motorradschlüssel in der Hose vergessen hatte, das Auto war aber bereits auf der Fähre. So raste Denis schnell zur Fähre, erklärte den Leuten vom Hafen warum er nur kurz aufs Boot musste und eilte zurück zu Fabi. Gemeinsam schafften wir es dann noch rechtzeitig auf die Fähre zu kommen. Was für ein Start in den Tag!

Die Fahrt selbst war ziemlich fad, es regnete in strömen und die Sicht war sehr eingeschränkt. Als die Fähre im Hafen ankam hat der Regen kein Stück nachgelassen. Nachdem es lediglich 10 Kilometer bis zum nächsten Schiffal waren, beschlossen wir unsere Sachen im Auto zu lassen und nur in Regenklamotten zu fahren. Eine kleine Schotterstraße führte über das kurze Stück, am Anfang blieben wir noch brav hinter den Autos, irgendwann ging es uns allerdings zu langsam und wir setzten uns an die Spitze der Kolonne. Als wir auf die nächste Fähre fuhren wurde uns langsam klar, dass diese deutlich kleiner war als die letzte und somit nicht alle Autos Platz hatten. Durch unsere Glanzleistung alle Autos zu überholen, schaffte es unser Versorgungsfahrzeug nicht mehr mit uns auf dem gleichen Boot zu sein. Ein stolzer Moment für uns... Es fuhr auch nur eine Fähre, hieß für uns am Ende über eine Stunde auf der anderen Seite warten, bis unsere Anzüge anlegten. Wir entschlossen unsere Sachen für die Zukunft besser nicht mehr auszulagern.

Die letzte und längste Fährfahrt ging von Chaitén ab. Aufgrund der Wetterbedingungen legte diese aber nicht mehr in der selben Nacht ab, also machten wir es uns in einem Hotel gemütlich. Während unsere Sachen trockneten ließen wir den Tag langsam an uns vorbei ziehen. Am nächsten Tag war das Wetter zum Glück gut genug und wir legten pünktlich um 23 Uhr ab. Die Fahrt verging einigermaßen schnell, wir trafen noch ein zwei Radlfahrer von der vorherigen Fähre und einen holländischen Motorradfahrer. Irgendwann wurde das Licht im Aufenthaltsraum ausgeschaltet und es war Nachtruhe angesagt, so gut es ging auf den kleinen engen Bänken.

Am Morgen kamen wir ziemlich pünktlich um 6 Uhr in einem kleinen Hafen an, wenn man diesen überhaupt so nennen will und wir waren ziemlich froh endlich die letzte Fähre hinter uns gelassen zu haben. Zumindest dachten wir das. Nach kurzer Zeit staute es sich auf dem wiederum sehr schmalen Schotterweg, worauf nach kurzer Zeit die Flüsterpost von ganz vorne ankam und es hieß wir müssen nochmal über einen kleinen Fluss, doch diese Fähre fährt erst ab 8:30 Uhr. Das hieß für uns zwei Stunden warten. Natürlich fing es dann auch noch zum Regnen an, doch zum Glück fanden wir ganz vorne eine kleine Scheune, in dem sich alle Fahrradfahrer und Motorradfahrer trafen um Schutz vor der Nässe zu suchen. Die Fährcrew war in einer kleinen Wellblechhütte daneben und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen ihren Kaffee zu genießen. Doch irgendwann war es dann endlich soweit und wir durften die erste Fähre und für uns somit dieses mal wirklich die Letzte nehmen. Der Regen wollte nicht aufhören, daher beschlossen wir einen kürzeren Fahrtag zu machen und in dem kleinen Ort Coyhaique zu schlafen. Nach ungefähr 100 Kilometer kamen wir an einer Baustelle an, die Straße war gesperrt, doch wir sahen eine kleine Umgehung Richtung Wasser führen. Es war nicht zu glauben, aber ja, die Umgehungsstraße war erneut eine Fähre! Nachdem wir auch dieses Hindernis überwunden hatten - und jetzt war es wirklich die letzte Fähre - entschlossen wir gleich ein paar Tage in Coyhaique zu bleiben. Wir fanden eine nette Unterkunft, mit kleinem Holzofen, getrennten Schlafzimmern und Küche und das ganze für einen ziemlich günstigen Preis. Nachdem Silvester vor der Tür stand, dachten wir, dass der Ort eine gute Größe hat um ein wenig feiern zu gehen. Der Abend des 31sten wurde immer später und die Motivation raus zu gehen sank auf Null. So verbrachten wir Neujahr auf zwei Liegesesseln, schauten ein wenig Trial Bike Meisterschaft und Bob Ross. Wir waren glücklich und zufrieden mit uns und der Welt.

Am zweiten Januar starteten wir die Motoren und es ging zur argentinischen Grenze. Wir wollten einen kleineren Übergang im Norden vom Lago Gral Carrera nehmen. Die Straße wechselte zwischen Kopfsteinpflaster, Teer und Schotter. Wir fuhren entlang einer lang gezogenen Bucht und der Weg erlaubte eine zügige Fahrt in schöner Kulisse. Das war auch gut für uns, denn wir schafften es, die chilenische Grenze zu übersehen, 25 Kilometer durchs Niemandsland zu fahren, um an der argentinischen Grenze festzustellen, dass wir nochmal zurück mussten. Also die ganze Sache nochmal hin und her und nach nur 50 extra Kilometern befanden wir uns auch schon in Argentinien, alles kein Problem! Außer dass Denis seine Reserveleuchte anging, denn der kleine Umweg war nicht eingeplant...
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28° | sonnig | km 1144

Amigos Chilenos

am 2017-12-16 in Chile
[Basti] In Santiago de Chile wurde ich schon von Cristobal, einem Studienfreund von Haralds Frau Malu, erwartet. Er war so ausserordentlich freundlich mir einen sicheren Parkplatz für mein Motorrad zur Verfügung zu stellen. Ich würde nämlich über Weihnachten und Neujahr nach Hause fliegen.
Was ich nicht wusste war, dass mein Parkplatz sich im Garten von Cristobals Eltern befinden würde, wo ich sofort herzlichst aufgenommen wurde und wie selbstverständlich auch dort wohnen durfte. Meine schlechten Spanisch Kenntnisse waren irgendwie kein Thema und ich fühlte mich sofort wohl.
Cristobal zeigte mir ein bisschen das Kneipenviertel und abends wurden wir spontan von Freunden von ihm zum Grillen eingeladen. Wir hatten einige Bierchen, hervorragendes Fleisch und viele lustige Stunden!
Am nächsten Tag ging es zusammen mit Cristobal und Sebastian auf einen Motorradkurztrip zu einem in den Bergen gelegenem Bach. Hier in Santiago herrschte so kurz vor Weihnachten gerade wirklich wieder Sommer und so genossen wir die willkommene Abkühlung. Unsere Bikes konnten unterschiedlicher kaum sein, aber das spielte keine Rolle. Biker ist Biker!
Einen Tag lang versuchte ich noch ein paar Weihnachtsgeschenke zu organisieren bevor es dann am 19. Dezember in den Flieger ging. 14 Stunden Flug von Santiago nach Rom waren schon hart, aber die Freude in die winterliche Heimat zu kommen war riesig.
Ich verbrachte fast 3 Wochen zu hause mit meiner Freundin, Familie und einigen Freunden.

Am 8. Januar ging es mit einigen Ersatzteilen und neuen Reifen zurück zu Cristobal und seiner Familie. Noch einmal genoß ich die sensationelle Gastfreundschaft während ich mein Moped wieder flott machte und auf Patagonien vorbereitete. An dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön an Cristobal und sein Familie!
Auf meinem Weg nach Puerto Montt fingen plötzlich die Autofahrer an mir wieder zu winken und beim Mittagessen steckte mir der Eigentümer 20000 Pesos als Reiseunterstützung zu. Wie schön wieder unterwegs bei so netten Menschen zu sein!
Ich machte einen traumhaften Abstecher in den Nationalpark Conguillío. Offroad ging es halb um den Vulkan Llaima, vorbei an ehemaligen Lavaflüssen und einigen Seen. Etwas später als geplant erreichte ich dann Puerto Montt, wo mich Cristobals Freund Rodrigo bereits erwartete.
Er hatte Melone und Weißwein eingekauft und wir verbrachten einen sehr lustigen Abend mit diesem typischen chilenischen Getränk. Am nächsten Tag stand ein Bierfest auf dem Programm, zu dem ich natürlich nicht nein sagen konnte. Vorher gings noch quasi zum Frühstück ausgedehnt Meeresfrüchte und Wurst essen.
Zu meiner Überraschung schmeckte mir das sogar und wir waren bereit fürs Bierfest! Das Bierfest war quasi eine Art Festival mit Live Musik und verschiedensten Ständen mit Bieren aus der Region. Nachdem man hier gerne Lager trinkt, fühlte ich mich fast wie zuhause. Sonja, Rodrigo und ich hatten auf jeden Fall einen herrlichen Tag bei sonnigem Wetter, leckerem Bier und guter Musik.
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18° | wolkig | km 367

Gestrandet in Chaitén

am 2018-01-15 in Chile
[Basti] Kurz nach Puerto Montt würde es mit der Fähre über einen kleinen Fjord gehen um nach Hornopirén zu gelangen. Oder man macht wie ich eine schöne Tagestour um den Fjord herum vorbei am ikonenhaften Osorno Vulkan. Es gibt wohl kaum einen zweiten Berg der eine solche perfekte dreieckige Silhouette aufweist. Die anfänglich tolle Teerstraße wurde etwa auf halbem Weg erwartungsgemäß zu Schotter, war aber gut zu fahren.
In Hornopirén führt dann kein Weg mehr an einer Fähre vorbei. Als ich zum Ticketoffice lief staunte ich nicht schlecht als ich Mia's Bike vor einem Restaurant sah. Mia und ihr Bruder waren mit uns auf der Stahlratte von Panama nach Kolumbien gesegelt.
Wie der Zufall es wollte hatte sie ebenfalls die Fähre am nächsten Morgen gebucht und wir konnten uns auf der 4 stündigen Fahrt aufs Laufende bringen. Sie war mittlerweile ebenfalls alleine unterwegs nach Ushuaia.
Nach der Fähre brach die Staubhölle los, da alle Fahrzeuge von der Fähre gleichzeitig die 56 km nach Chaitén mussten. Ein Überholen war auf der einspurigen Schotterpiste kein spaßiges Unterfangen und so entschied ich mich durch häufige Stopps die Kolonne an mir vorbeirollen zu lassen.
In Chaitén stellte sich dann heraus dass ein Erdrutsch die Carretera Austral, die einzige Straße nach Süden, für Monate unpassierbar gemacht hat und eine weitere Fähre einem drum herum bringt. Die wäre zwar kostenlos, aber die nächsten zwei Tage ausgebucht. So saßen Mia und ich in dem kleinen Ort Chaitén erstmal fest.
Kurzerhand beschlossen wir am nächsten Tag den nahegelegenen Vulkan Chaitén zu besteigen, der erst 2008 ausbrach und noch immer heftig qualmte. Am zweiten Tag hatten wir ursprünglich die Idee zu einem heißen Bad zu fahren, erfuhren beim Frühstücken aber von der Möglichkeit einen Kayak Ausflug zu machen.
Heiße Quellen gibs noch viele, also auf ins kalte Wasser. Ich hielt die Bilder von Leuten in Kayaks in Patagonien immer für verrückt, aber zu meiner Überraschung war es wesentlich wärmer als erwartet, Neoprenanzüge natürlich vorausgesetzt.
Die Kayaks waren die besten in denen ich je saß, das vorwärtskommen in der absolut ruhigen See fast mühelos. So paddelten wir entspannt zu einem nahegelegenem Seelöwen Treff und konnten die eindrucksvollen Tiere aus nächster Nähe betrachten. Was für ein Erlebnis! Auch einige Pinguine tauchten im Wasser um uns herum auf. Nur Delfine ließen sich nicht blicken, obwohl sie wohl auch hier regelmäßig zu beobachten sind.
Super glücklich und ein bisschen k.o. ging es dann Abends auf die Fähre, die uns über Nacht ein gutes Stück weiter nach Süden bringen sollte.
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24° | sonnig / wolkig | km 758

Auf der Suche nach Touristen

am 2018-01-18 in Chile
[Basti] Die Fähre erreichte ihr Ziel sogar ne halbe Stunde früher und so saßen Mia und ich bereits um 7 auf den Mopeds und waren auf dem Weg zurück zur Hauptstraße. Der angepeilte Hotspring hatte um diese verrückte Zeit noch zu und so blieb uns nichts anderes übrig als bis La Junta durchzufahren. Nach dem Frühstück trennten sich dann unsere Wege wieder, da Mia auf einer nahegelegenen Eco Ranch Familienfreunde besuchen wollte.
Mein Ziel war der Wasserfall "Cascada de Ventisquero Colgante" mit Camping im Parque Queulat. Auf dem Weg war allerdings überraschend nochmal eine Fähre nötig um eine Baustelle zu umfahren. Dadurch war mein Plan nach dem Zeltaufbau und der Wanderung zurück in die Stadt zum Essen zu fahren im Eimer.
Egal, ich war froh einen Zeltplatz bekommen zu haben und den tollen Wasserfall noch bei guten Wetter gesehen zu haben. Abends nach dem Duschen war dann auch das kleine Restaurant am Parkeingang geschlossen und das nächste laut Navi 70 km weg. Mit einem Blick in meinen Koffer beschränkte sich mein Abendessen heute also auf Dosenthunfisch und Fitnessriegel.
Dafür hatte ich sehr nette Gesellschaft, da ich mir den Zeltplatz mit 2 jungen chilenischen Radfahrern und 2 chilenischen Mädels teilte. Ihr Angebot bei ihnen mitzuessen schlug ich aus, sie mussten schließlich am nächsten Tag genug Kräfte haben um weiterzuradeln und ich müsste nur am Gashahn ziehen. Gemeinsam spielten wir noch einige Runden Dobble ehe wir alle relativ früh schlafen gingen.
Am nächsten Tag erreichte ich dann die größte Stadt weit und breit, Coyhaique. Den Nachmittag verbrachte ich beim Motorradhändler um endlich meine aus Deutschland mitgebrachten neuen Reifen zu montieren. Die Jungs waren super nett, ließen mich ihr Werkzeug nutzen um die Räder selbst auszubauen. So kostete mich der Wechsel nur sehr faire 11900 Pesos (16 Euro).
Es war bereits halb 8 als ich den Laden verließ und weiter Richtung Süden aufbrach. Ich hatte per iOverlander einen tollen Campground ausgemacht zu dem ich noch wollte. Dort angekommen ergatterte ich noch den letzten freien Platz und für die Duschen wurde bereits kräftig mit Holz geheizt. Zu meiner Freude tauchte nach einer sehr erholsamen Nacht am nächsten morgen irgendwie niemand zum kassieren auf.
Ich wollte heute nach Puerto Sanchez um von dort die weltberühmten Cavernas de Mármol zu besichtigen. Meine Hoffnung war hier auf weniger Touristen zu treffen als im angeblich überlaufenen Puerto Río Tranquilo an der Carretera Austral. Dummerweise gab es in Bahía Murta 25 km vor Puerto Sanchez entgegen meinen GPS Daten keine Tankstelle. Nach Puerto Sanchez und zurück bis nach Puerto Río Tranquilo war nicht mehr drin, also in die Touristen Info und kurz mal nach Sprit gefragt. Zwei Telefonate später wusste ich wohin, ein Hostel verkaufte glücklicherweise nebenbei auch Sprit.
Über eine tolle Schotterstraße ging es dann endlich in den mini Ort Puerto Sanchez. Auch hier gab es eine Touristen Info und nach meiner guten Erfahrung fragte ich hier einfach mal nach einer Unterkunft, denn wirkliche Hotels oder Hostels gab es nicht. Wiederum ein Telefonat später bekam ich eine Wegbeschreibung. Nur das mit der Bootsfahrt für die Höhlen würde schwierig werden, da es mich alleine 30 000 Pesos (40 Euro) kosten würde und keine anderen Touristen da seien...
Mein Zimmer bei einer netten Frau war dafür umso gemütlicher und ich würde bei ihr Frühstück und Abendessen bekommen. Ein Restaurant hätte es nämlich auch nicht gegeben.
Ein bisschen verzweifelt zog ich los um Touristen zu suchen. Doch direkt am Hauptplatz traf ich auf eine chilenische Gruppe aus Coyhaique. Ihre Französische Reiseführerin konnte sogar englisch und ich könnte mich ihnen natürlich anschließen. Allerdings hätten sie auch noch kein Boot gebucht, sie suchen noch nach dem besten Preis.
Meine 30000 hörten sich besser an als ihre 8000 pro Person. Also fragte ich nochmal bei meinem Anbieter nach, aber bei einer Gruppe wollte er auch 8000 pro Person. Als ich zurück kam fand ich nur noch 2 Frauen aus der Gruppe, beide konnten kein englisch. Irgendwie interpretierte ich sie würden zu den anderen fahren und stieg ins Auto.
Wie sich nach ca. einer Stunde Fahrzeit im schönem Nirgendwo zeigte, ließen sich die beiden Frauen von einem Einheimischen mehrere Grundstücke in einem Wald zeigen. Wir liefen für eine weitere Stunden zu Fuß im Wald herum, sie zeigten mir ein paar essbare Beeren und einige tolle Aussichten. Es erinnerte mich mit den Kühen, den Holzhütten und Holzzäunen ziemlich an eine bayrische Alpen Idylle. Nur den Rest der Gruppe trafen wir nicht.
Egal, es war ein netter 3 stündiger Ausflug und am Ende erfuhr ich immerhin dass ich mal so gegen 12 Uhr Mittag zu ihrem Zeltplatz schauen soll, der Mitten im Dorf war.
Somit buchte ich gleich noch eine Nacht in meiner tollen Unterkunft. Am nächsten Tag ging es dann tatsächlich zusammen zum Spezialpreis von 7000 Pesos zu den Höhlen.
Die Marmor Höhlen im türkisem Wasser des General Carrera Sees sind ein einzigartiges Naturschauspiel, aber nach vielleicht 1,5 Stunden hat man alles gesehen.
Den Nachmittag verbrachte ich dabei endlich meine Luftfilter zu reinigen. Mein Moped lief danach wieder deutlich ruhiger und hing besser am Gas.
Mit viel Fahrspaß durch eine Traumlandschaft ging es dann Richtung argentinischer Grenze!
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